Mittwoch, 15. Oktober 2008

Zur Pfarre von Burg Reuland
gehören die Kirchen und Kapellen von:
• Burg Reuland
• Weweler
• Lascheid
• Alster
• Bracht
• Maspelt


I. Geschichte der St. Stephanus-Pfarrkirche von Burg Reuland

Eine Kapelle in „Ruland“ wird zuerst im Jahre 1213 in einer Urkunde des Abtes Alard von Stablo-Malmedy genannt, worin dieser den Herren von Reuland das Präsentationsrecht (Ernennung des Pfarrers) für die Kirche in Thommen überträgt, deren Pfarrer auch die Kapelle unserer Lieben Frau im Ulftal, in Reuland versehen soll. Erster namentlich bekannter capellanus in Rulant ist ein gewisser Johannes, der in einer Urkunde 1330 genannt wird. 1336 wird die Kapelle von Reuland als uralt und baufällig bezeichnet. Als Patrone werden U. L. Frau und der hl. Stephan genannt. Der Ort gehörte mit seiner Kapelle zur Pfarre St. Hubertus Weweler.

Wann sich Weweler und Reuland von ihrer Mutterpfarrei Thommen getrennt haben, bleibt nach wie vor offen. Urkunden aus den Jahren 1426 und 1471 deuten auf eine Trennung hin. 1521 wird in einem Dokument H. Johantz Schiltz van Landscheit als Pastoir zo Rulant erwähnt. Spätestens seit 1668 hatte der Pfarrer von Weweler seinen Sitz in der „Freiheit“ Reuland was durch den Ankauf des Gerichtsgebäudes in Reuland, durch Pfarrer Matthäus Breitfeld, besiegelt wurde. Er kaufte das neben einem Wohntrakt auch noch Ökonomiegebäude umfassende Anwesen und vermachte es testamentarisch der Kapelle Unserer Lieben Frau in Reuland, der heutigen Pfarrkirche. Kirchenrechtlich blieb Reuland jedoch bis 1803 eine Kapellengemeinde in der Pfarre Weweler. 1803, bei der Neuordnung des Bistums Lüttich, verlegte Bischof Johann Evangelist Zaepffel den Sitz der Pfarre Weweler-Reuland, als deren Patron jetzt ausdrücklich der hl. Stephanus genannt wurde, endgültig nach Reuland (ZVS-Monatsblätter, 10, 2005, S. 206-208). Zur Pfarre Reuland gehören neben Reuland, die Dörfer Weweler, Stoubach, Lascheid, Alster, Bracht und Maspelt. (Maspelt erst seit 1803; vorher gehörte es zu Thommen). Die beiden letztgenannten bilden ein Rektorat innerhalb der Pfarre Reuland. Der Friedhof befindet sich nach wie vor in Weweler, für die Dörfer Reuland, Weweler, Lascheid, Alster und Stoubach. Bracht und Maspelt verfügen jeweils über ihren eigenen Friedhof.

Die Geschichte der Pfarre Reuland ist eng verbunden mit der Geschichte der Burg von Reuland. Bereits 963 wird sie als Wehrburg erwähnt. Vom 12. bis zum 18. Jahrhundert ist sie nacheinander im Besitz der Herren von Reuland, der Blankenheim (14. Jh), der Grafen von Luxemburg, der Engelsdorf, der Pallant (15. - 17. Jh.), der Glymes und schließlich der Berghe, bis zum Übergang an die französischen Truppen, welche die Burg in Brand setzen. Sie wird im 19. Jh. geplündert und in den Jahren 1901-1902 durch die Verwaltung der Rheinprovinz restauriert. Seit 1988 tiefgreifende Restaurierung durch den belgischen Staat. Eine dem hl. Martin geweihte Kapelle gab es noch im Jahre 1795.



Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde durch Balthasar von Pallant vermutlich ein Neubau der Kapelle von Reuland ausgeführt oder zumindest umfangreiche Bauarbeiten vorgenommen, worauf außer dem Doppelwappen des Balthasar v. Pallant und der Elisabeth v. Millendonck an der Westseite des Turmes noch ein Inschriftstein hinweist. Balthasar v. Pallant starb 1625, seine Frau Elisabeth 1614. An die Erbauer erinnert weiter ein Grabmahl in der Reuländer Kirche. Im 18. Jh. war dieses, als Sarkophag konzipierte Grabmahl, auseinander genommen worden und in der Nordwand der Kirche vermauert worden. Im Zuge der Kirchenerweiterung, 1912, als diese Mauer entfernt werden musste, wurde die Gelegenheit benutzt, um das Grabmahl wieder in seiner ursprünglichen Form zusammenzusetzen. Der Sarkophag aus belgischem Schiefermarmor, hat eine Bodenfläche von 1,89 x 1,13m, eine Höhe von 1,11m. Die Deckplatte trägt in Flachrelief die liegenden lebensgroßen Figuren des Ehepaares in betender Haltung. Die von der Familie von Pallant erbaute oder zumindest restaurierte Kirche wurde im Jahre 1771 durch einen Neubau ersetzt. Im Jahre 1869 wurde eine Sakristei errichtet.

1912 wurde die einschiffige Anlage aus dem Jahre 1771 um ein Seitenschiff erweitert sowie ein Querhaus und neuer Chor mit Sakristei angefügt. Im Innern zeigt nur noch die Südseite den alten Zustand mit flachen ionischen Pilastern. Das im Jahre 1912 angegliederte Seitenschiff ist mit dem alten Raum durch Arkaden auf Säulen verbunden, darüber an der Wand die Reste der alten Gliederung.

Der Hauptaltar stammt aus dem Jahre 1750. Restauriert und wiederhergestellt 1812. Es ist ein offener Tabernakelbau aus weiß lackiertem Holz mit vergoldeten Ornamenten. Das Hauptstück bildet über geschweifter Mensa mit Rocailleornament und einem von Dornen umwundenen Herzen der stattliche halbrunde Tabernakel, mit dekorierten Pilastern und Füllbrettern und anbetenden Engeln, das ganze gekrönt von einem Kreuz mit Engeln und Leidenswerkzeugen. Das Innere des Expositoriums zeigt Wolkenbaldachin mit Monstranz und Engeln. Den Umbau bilden vier Volutenbügel mit zwei Engeln mit Banderolen und der Aufschrift: GLORIA IN EXELSIS DEO, als Abschluss eine Spangenkrone. Auf den Fußstücken beiderseits die Freifiguren der hl. Stephanus und Eligius.

Die Chortäfelung wurde von der Kirche aus dem Jahre 1771 übernommen. Einfache Rockokoornamente verleihen dem Chorraum Gediegenheit und Wärme. Dazu tragen auch der Priestersitz und die Messdienersitze bei, die sich gut integrieren. Ebenso, im Hintergrund, der Kredenztisch. Über den beiden Türen die Freifiguren der hl. Odilia und der hl. Lucia.

Die Pfeifenorgel ist mit 16 Registern ausgestattet. Sie ist eine Arbeit der Gebrüder MÜLLER aus REIFERSCHEID aus dem Jahre 1860. Von dieser Orgelanlage ist aber nur das Gehäuse im neogotischen Stiel, die Prospektpfeifen und eine Reihe Pfeifen im Orgelinnern erhalten.

Die Orgel wurde erneuert und erhielt neue Laden mit chromatischer Pfeifenaufstellung, eine neue Spielmechanik aus Drahtseil und eine neue Registermechanik.

Der Spieltisch ist an der ursprünglichen Stelle als Seitenspieltisch angelegt, unterhalb des eigentlichen Orgelgehäuses. Die Orgel hat zwei Manuale zu je 54 Tasten und ein Pedalklavier mit 27 Tasten.

Über die Orgelempore gelangt man in den Turm der Kirche.Der Turm, an der Westseite, hat rundbogiges Portal und oktogonalen Zwiebelhelm. Die älteste Glocke im Turm ist die Marienglocke, die im Jahre 1827 gegossen wurde. Sie hat einen Durchmesser von 67,5 cm, ein Gewicht von etwa 130kg und folgende Aufschrift: AVE TU BENEDICTA JESU MATER ORA PRO POPULO - INTERVENI PRO CLERO. (Gegrüßet seist du, gesegnete Mutter Jesu, bitte für das Volk - tritt ein für den Klerus!) Auf der Glocke befindet sich eine Abbildung der Muttergottes mit den vier Erzengeln. Auf der anderen Seite sehen wir eine Darstellung des gekreuzigten Jesus mit seiner Mutter. Die Glocke weist zudem einen Kranz mit Muschelverzierungen auf. Dem Gussdatum zufolge könnte diese Glocke -ebenso wie ihre Schwester - von dem französischen Glockengießer Perrin gegossen worden sein.

Die Zweite Glocke hat einen Durchmesser von 75 cm, ein Gewicht von 204 kg und wurde im Jahre 1829 von Perrin neu gegossen. Der lateinische Text lautet wie folgt: ME TOLLENS NUPER REPARATA PER AETHERA CANTUS - EDO SUB AUSPICIO STEPHANE STABOTUO-JACOBUSZANENPAROCHIUS MEA JOSEPHO PERRIN NATIONE GALLO REFUNDI IUSSIT (Mich erhebend über den Äther und vor kurzem repariert, singe ich. Unter deinem Schutze, Stefan, werde ich stehen -Jakob Zanen, Pfarrer, ließ mich von Josef Perrin, einem Franzosen, neu gießen.) Der Text birgt ein Chronogramm, das die Jahreszahl 1829 ergibt. Außerdem finden wir auf dieser alten Glocke noch ein Bild des Gekreuzigten mit Maria Magdalena. Der untere Glockenrand trägt als Verzierung einen Kranz mit Engelköpfen und Trauben.

Im Jahre 1932 wurde das Geläute durch eine dritte Glocke vervollständigt, die bei Slegers-Causard in Tellin gegossen wurde und einen Durchmesser von 90 cm sowie ein Gewicht von 466 kg hatte. Leider ist uns der Glockentext nicht überliefert, denn im 2. Weltkrieg standen die drei Glocken auf der Abgabenliste. Die jüngste der Glocken wurde eingeschmolzen, während die große Stefansglocke lediglich bis nach Hamburg ins Glockenlager transportiert wurde.

Nach dem Krieg erhielt die Pfarrkirche eine neue Glocke, die wiederum bei Slegers in Tellin gegossen wurde. Sie hat einen Durchmesser von 90 cm und ein Gewicht von etwa 750 kg. Der Text lautet: DEM HERRN ZUM LOB, STEFANUS ZUM PREIS. - DEN SüNDERN ZUR MAHNUNG TÖNE DIESER GLOCKE SCHALL - 1952 - FUSOR: CAUSARD NEPOS G. SLEGERS TELLIN. (Gießer: Causard-Enkel G. Slegers Tellin.) Auf der anderen Glockenseite befinden sich eine Abbildung des Gekreuzigten sowie der Muttergottes, die mit einem Fuße eine Schlange zertritt. Die Glocke weist reiche Verzierungen von Cantusblättern und stilisierten Blüten auf. Sie ist gleichzeitig auch die Uhrglocke und schlägt jede halbe und volle Stunde.

Quellen: Inventar der Pfarrkirche von Burg Reuland. Kaplan Ludwig Hilger, Rektor von Bracht und Maspelt, unter Mitwirkung von Rendant Joseph Wittrock (Hsg.) Burg-Reuland 2007.

Heinrich Neu / Reiners Heribert (Hsg.): Die Kunstdenkmäler von Eupen / Malmedy, Düsseldorf 1932, Nachdruck 1982, S. 403-418.

Kurt Fagnul, Glocken aus Kirchen, Klöstern und Kapellen, 1989, S. 323.)



II Weweler

Die Kirche von Weweler hat heute vor allem geschichtlichen Wert. Seitdem Reuland zur Pfarrkirche erhoben wurde verlor sie zunehmend an Bedeutung für den Kult. Lediglich für Beerdigungen der Einwohner des Dorfes Weweler und Stoubach, sowie an Allerheiligen und am Fest der Kirchenpatrone, des hl. Hubertus und des hl. Wendelinus, wird sie benutzt. Es befinden sich nur wenige liturgische Gebrauchsgegenstände in der Kirche. Diese werden vom jeweiligen Zelebranten von Reuland für den Gottesdienst mitgebracht. Der Bezug zur Pfarre Reuland bleibt vor allem durch den Friedhof erhalten. Seit Menschengedenken bestatten hier neben den Bewohnern aus Weweler ebenso die Pfarrangehorigen aus Reuland, Lascheid, Alster und Stoubach ihre Toten. In der Nähe des Zusammenflusses von Ulf und Our auf einer Anhöhe gelegen ist die Kirche, neben der Burg, zum Wahrzeichen von Reuland geworden.

Geschichte der St. Hubertus-Kapelle von Weweler


"Wewilwre" wird mit einer Kirche urkundlich zum ersten Mal im Jahre 1313 erwähnt.
Der Ort gehörte zum Hofe Thommen. Ein Pfarrer wird zuerst im Jahre 1495 genannt mit Pfarrer Nicolaus.

Von der ältesten Anlage des 13. Jh. ist vermutlich der Turm der jetzigen Kirche erhalten (schwarz eingezeichnet). Langhaus und Chor wurden im 15. Jh. neu errichtet, im 16. Jh. das ursprünglich einschiffige Langhaus zweischiffig erweitert und einheitlich gewölbt (braun eingezeichnet). Die Eingangshalle wurde im Jahre 1735 vorgelegt, damals wohl auch die Sakristei errichtet und die westlichen Langhausfenster geändert (gelb eingezeichnet).

Der Turm wurde wiederholt vom Blitz getroffen, so in den Jahren 1678 und 1711. Bei der Wiederherstellung im Jahre 1712 wurde er um die jetzige Glockenstube erhöht und mit einem malerischen barocken Heim versehen, der aber im Jahre 1918 abermals durch Blitz zerstört und erst 1986 wiederhergestellt wurde.

Bei dem Brand im Jahr 1918 fielen die Glocken herunter und waren geborsten. Eine dieser Glocken war dem hl. Matthias geweiht und trug folgende Aufschrift: SANCTUS MATHEUS HEISCHEN ICH, JAN VAN TRIER GOUS MICH ANNO D541 MVCXXVII = 1527. Im Jahre 1923 ließ man zwei neue Glocken gießen. Auf einer stand zu lesen: MATHAEUS HENRICUS 1627 PER JOANNEM TREVIRENSEM FACTAM 1918 FULGURE FRACTAM 1923 RESTAURATAM DEUS SERVET INCOLUMEM. FONDERIE DE CLOCHES C. SLEGERS-CAUSARD TELLIN. (Matthäus Heinrich. 1627 von Johann von Trier geschaffen. 1918 vom Blitz gebrochen. 1923 wiederhergestellt. Gott bewahre mich unversehrt.)

Hier hat man sich bei der Jahreszahl des ersten Gussdatums um 100 Jahre vertan! Edmund Renard hat sich bei der Identifzierung der Jan-van-Trier-Glocken ebenfalls um drei Jahre geirrt und gab als Gussdatum 1524 an. Leider ist uns der Text der neuen Hubertusglocke nicht überliefert. Man kann aber mit Sicherheit annehmen, dass auch sie bei Slegers gegossen worden war.

Im 2. Weltkrieg finden wir die beiden Glocken auf der Abgabenliste im B-Verzeichnis. Die größere hatte einen Durchmesser von 90 cm und ein Gewicht von 450 kg, die kleinere wog 310 kg und hatte einen Durchmesser von 80 cm. Beide wurden eingeschmolzen.

Unter Pfarrer Cordewener von Reuland wurden nach dem Krieg zwei neue Glocken geweiht. Die Feier fand in der Pfarrkirche von Reuland statt. Die größere hat einen Durchmesser von 93 cm und ist dem hl. Hubertus geweiht. Die Aufschrift lautet: LAUDO DEUM VERUM ET DEFUNCTOS PLORO. (Ich lobe den wahren Gott und beweine die Toten.)

Die kleinere hat einen Durchmesser von 83 cm und ist der hl. Agatha geweiht. Hier hat man einen deutschen Glockentext gewählt: AGATHA HEISS ICH, DIE LEBENDEN RUF ICH, DIE TOTEN BEKLAG ICH. Beide Glocken schmückt ein Kruzifix sowie eine Abbildung der Muttergottes. Zudem stehen auf beiden Glocken die Jahreszahl 1952 und ein Hinweis auf den Glockengießer: FUSOR CAUSARD NEPOS G. SLEGERS TELLIN. (Gießer: Causard-Enkel G. Slegers, Tellin.) Beide Glocken wurden übrigens auf Kriegsschädenvergütung angeschafft. Bei der Hubertusglocke übernahmen Peter Zeyen und Martha Zeyen-Lampertz von Weweler die Patenschaft; bei der Agathaglocke waren es Franz Fonk und Frl. Maria Fonk, beide aus Reuland.

Für die Weweler Glocken besteht eine genaue Läuteordnung: Sie läuten nur am Hubertustag (3. November), am Fest der hl. Agatha (5. Februar) und am Festtag des hl. Wendelinus (20. Oktober); wenn ein Einwohner aus Weweler, Diepert oder Stoupbach stirbt, wird er in Weweler begraben. Zu diesem Anlass sowie auch auf Allerheiligen und Allerseelen werden die Glocken ebenfalls geläutet; und schließlich bei der alljährlichen Reuländer Fronleichnamsprozession. Quelle: Kurt Fagnul, Glocken aus Kirchen, Klöstern und Kapellen, 1989, S. 405.)

Der Hauptaltar ist laut einem Vertrag vom 24. Juli 1774 vom Bildhauer Hennes* (nicht Stennes, wie Neu / Reiners schreiben ) aus Neuerburg gefertigt und im Jahre 1777 durch Pierre de Hainausse in Farbe gesetzt worden. Die leicht geschwungene Rokokoverkleidung des Altars zeigt an der Vorderseite ein von Ornament umrahmtes Flachrelief des hl. Hubertus in Verehrung vor dem Hirsch. Der Aufbau ist ein freistehender Baldachin mit reich bewegtem Gebälk auf Säulen und ornamentierten Konsolpilastern. Den Tabernakel mit Voluten und anbetenden Engeln (10. Juni 2005 gestohlen) krönt eine Figur des hl. Hubertus als Bischof mit Stab und Horn, zu seinen Füßen ein Hirsch (10. Juni 2005 gestohlen). Auf der Rückwand des Baldachins ein farbiges Holzrelief der Verkündigung Mariens. Seitlich setzt sich der Schmuck in einheitlicher Form in Holzwänden mit Durchgangstüren fort, von ornamentierten Giebeln mit den Reliefs der Apostel Petrus und Paulus und Vasen bekrönt.

Die ebenfalls vom Bildhauer Hennes angefertigten Chorstühle mit vorne geschnitzten Kniebänken haben auf beiden Seiten Pulte mit drehbaren Eisenarmen und geschnitztem Adler auf einer Kugel. Die leicht geschweifte Kommunionbank , aus Holz, mit Balustern, schließt das einheitliche Bild des Chorraums ab.

Quelle: Heinrich Neu / Reiners Heribert (Hsg.): Die Kunstdenkmäler von Eupen / Malmedy, Düsseldorf 1932, Nachdruck 1982, S. 482-489.
* Mündliche Mitteilung von Pfarrer Willi Kessel
.

Einer der beiden Seitenaltäre, 18. Jh., zweigeschossig mit Säulenaufbau zeigt den Besuch Marias bei Elisabeth. Oben eine Figur der hl. Agatha. Im Bodenbelag des Kirchenschiffs sind Grabplatten und Grabkreuze eingefasst. Zwei dieser Grabplatten erinnern an ehemalige Pfarrer von Reuland: Johannes Orep aus St. Veith, der zwischen 1583 und und 1611 sowohl als Pfarrer von Weweler und Reuland als auch als Personalist* von Thommen auftrat und Johann Andres (oder Andreas) aus St. Vith, der 1614 zuerst als Pfarrer von Thommen, dann als Pastor zu Ruland und Tombis betitelt wurde. An der Südwand, Epitaph des Freiherrn von Montigny.

Quellen:
1) Monatsblätter ‘Zwischen Venn und Schneifel‘, 10, 2005, S. 209-210. Vgl. dort ausführlich: ‘Herrschaft Reuland und Pfarrei Weweler‘, Namen-Verzeichnis der Pfarrer von Weweler / Reuland bis 1803.
2) Heinrich Neu / Reiners Heribert: S. 488-489. Vgl. die detaillierte Beschreibung der Grabplatten , der Grabkreuze und des Epitaphs des Freiherrn von Montigny in der Kirche von Weweler.

* Personalist: Der vom Herrn von Reuland ernannte jeweilige Personalist von Thommen galt als der rechtliche Pfarrherr von Thommen und bezog, ohne seelsorgliche Verpflichtungen, den Hauptteil des Zehnten, während ein gleichfalls vom Reuländer Herrn ernannter vicarius lebenslang und vom Personalisten durchaus unabhängig als eigentlicher Pfarrer von Thommen dort selbst die Seelsorge versah.



Die Fenster der Kirche sind ungleichmäßig. Im Westteil beiderseits je ein Rundbogenfenster des 18. Jh. in Blausteinrahmen, im Ostteil je ein Spitzbogenfenster in Rotsandstein (links). Der Chor hat, neben diesen Spitzbogenfenstern zwei in Blaustein gefasste Fenster des 19. Jh. (Mitte). Rechts, das Fenster der Vorhalle.

Seit vielen Generationen bestatten die Weweler, Reuländer, Lascheider, Alster und Stoubacher Pfarrangehörigen ihre Toten auf dem Weweler Friedhof rund um die Kirche. Im Juni 2003 segnete Pfarrer Willi KESSEL die Totenkapelle neben dem Friedhof ein. Sie wurde durch Spenden aus der Bevölkerung errichtet. Ein eigens zu diesem Zweck gegründeter Verein, ‚Friedhofskomitee, trägt die Verantwortung für den Unterhalt und ist Eigentümer der Immobilie.





















III Lascheid


Geschichte der St. Michael-Kapelle in Lascheid

Lascheid erscheint erstmals unter dem Namen ‘Landscheyt‘ und gehörte zur Herrschaft Reuland, kirchlich zur Pfarrei Weweler. Die erste Kapelle wurde im Jahr 1666 durch den Lütticher Weihbischof konsekriert. Sie war 44 Fuß lang, 22 Fuß breit, 30 Fuß hoch und dem hl. Michael geweiht. 1759 wurde die erste Kapelle niedergelegt und durch einen Neubau ersetzt. Errichtet wurde ein schlichter Bruchsteinbau mit dreiseitigem Altarraum, im Lichten 12,40 m lang und 6,30 m breit. Auf dem Dach ein Dachreiter.

Im Jahr 1902 wurde der Dachreiter durch den Turm an der Westseite der Kirche ersetzt. Dazu wurden drei Pläne erstellt. Laut Berechnungen des Zimmermeisters Johann Klein muss mit Kosten zwischen 1.780 und 2.110 Mark gerechnet werden. Man entschied sich für die billigste Variante.

Der Eingang der Kirche befindet sich im Turm, in der Mittelachse der Kirche. Der Turm ist zweigeschossig mit rotsandsteinernen Eckquadern. Aus dem selben Material sind die Umrandungen der rundbogigen Öffnungen. In der Mitte ein Ochsenauge, das Dach als oktogonaler Schieferturmhelm gefertigt.

Die einschiffige Kapelle hat dreiseitige Apsis, Tonnengewölbe in Lehmputz, über schmalem Gesims. Der Anbau einer Sakristei wurde 1989 in Eigeninitiative der Dorfbevölkerung vorgenommen. Zum Herstellen der Außenmauern verwendete man das Steinmaterial des alten Schulstalls. Gleichzeitig wurde eine Luftheizung für die Kirche installiert. Die Gemeinde Burg Reuland unterstützte die Initiative indem sie die Erdarbeiten übernahm.

Im Eingangsbereich der Kirche weisen zwei Tafeln auf zwei historische Ereignisse hin: In einer kurzen Historie verweist der Autor Emil GENNEN aus Reuland auf ein Dokument, datiert vom 27. Februar 1759, worin der Pfarrer Mathias BREITFELD aus Reuland bestätigt, dass die Kapelle von Lascheid wirklich in dem genannten Jahr niedergelegt wurde. Damit will er beweisen, dass schon vorher (seit 1666) hier ein Gotteshaus stand. In einer Chronologie listet er zudem die Namen der Priester auf, welche aus dem Dorf Lascheid hervorgingen. Auf der anderen Tafel verweist er auf zwei US-Militärgeistliche: Rev Cpt. Martin TULLY aus N.Y. Brooklyn (kath.) und Rev. Cpt. Earl STAINBROOK aus Zanesville (protest.). Beide waren mit Stab und Feuerleitstelle vom 3. Oktober bis 17. Dezember 1944 unter Col. KRUEGER in der hiesigen Schule stationiert.

Der Altar aus dem 18. Jh. zeigt schlichten Säulenaufbau mit geschnitzten Wangenbrettern. Im Giebel eine 45 cm hohe Holzfigur des hl. Laurentius. In der Mitte Tabernakel, darüber eine gekrönte Madonna mit Jesuskind, flankiert von zwei Repliken mit jeweils drei Kerzen. Rechts und links, auf Säulen, die beiden 90 cm hohen Freifiguren des hl. Petrus und Paulus. Rechts, auf Wandkonsole, Figur des Kirchenpatrons, des Hl. Michael.

Im Turm der Kapelle hängen zwei Glocken. Von den ursprünglichen ist keine erhalten geblieben. Die älteste, die heute im Turm hängt, ist aus dem Jahre 1907. Sie hat einen Durchmesser von 49 cm und eine Höhe von 39 cm. Der lateinische Glockentext: IN HONOREM STI.MICHAELIS ARCHANGELI. STE DONATE MR. ORA PRO NOBIS - 1907. (Zu Ehren des hl. Erzengels Michael. Hl. Donatus bitte für uns. 1907.) Die Gießervignette ist von Weintrauben umrankt. Wahrscheinlich ist, dass diese Glocke bei J. Mabillon & W. Hausen in Saarburg gegossen wurde. Auf der Glocke mit der Gießnummer 2478 ist ein Kruzifix abgebildet.

Im 1. Weltkrieg wurde eine Glocke aus dem Turm entfernt. Genaue Angaben liegen leider nicht vor. Im 2. Weltkrieg standen die Lascheider Glocken abermals auf der Abgabenliste, eine davon im B-Verzeichinis. Sie wird mit einem Durchmesser von 60 cm und einem Gewicht von 71 kg angegeben und war 1924 gegossen worden. Die zweite Glocke stand im D-Verzeichnis, d.h. sie gehörte zu den besonders erhaltungswürdigen Glocken. Ihr Gewicht wird mit 85 kg und ihr Durchmesser mit 54 cm angegeben. Sie soll ebenfalls 1924 gegossen worden sein, doch liegt hier höchstwahrscheinlich ein Irrtum vor, und es handelt sich um die Glocke aus dem Jahre 1907.

Dass im Jahre 1924 eine neue Glocke gegossen wurde, lässt darauf schließen, dass im 1. Weltkrieg eine Glocke abhanden kamm. Leider schlug für diese Glocke im 2. Weltkrieg die Schicksalsstunde. Nach Aussagen einiger Einwohner kehrte sie nach dem Krieg nach Lascheid zurück. Sie muss beschädigt gewesen sein, denn im Jahre 1953 gab man eine neue Glocke in Auftrag, die wiederum dem hl. Michael geweiht ist. Sie hat einen Durchmesser von 46 cm und eine Höhe von 39 cm. Auf der oberen Glockenflanke steht folgende Fürbitte : HL. ERZENGEL MICHAEL BESCHÜTZE UNS - 1953. Am unteren Rand steht der Name des Meisters: FUDIT ME CAUSARD NEPOS - G. SLEGERS TELLIN. (Mich goss der Enkel von Causard, G. Slegers aus Tellin.) Die Glocke schmückt außerdem ein Medaillon des hl. Erzengels Michael, der den Drachen bekämpft. Es scheint, dass früher bei Gewittern die Donatusglocke geläutet wurde. War die 1953 eingeschmolzene Glocke eine Donatusglocke? Wir wissen es leider nicht, denn jeglicher schriftliche Hinweis fehlt.



Zum Dorf Lascheid gehört der Ortsteil
‘Richtenberg‘ (Foto rechts).

Foto: Ludwig WIRTZFELD, Richtenberg, 2007.







IV Alster

Geschichte der St. Quintinus-Kapelle von Alster

Bereits 1901 soll an einer anderen Stelle, wahrscheinlich gegenüber dem Eingangsportal, eine kleine Kapelle, vielleicht auch nur ein Heiligenhäuschen oder Bildstock, gestanden haben. Dieses Heiligtum wurde im Jahre 1907 durch die heutige kleine Kapelle ersetzt. Die Kapelle ist dem hl. Quintinus geweiht und als zweiten Patron verehrt man den hl. Donatus.

Die einschiffige, zunächst private Kapelle, weist zwei Joche auf. Sie ist aus weiß verputztem Bruchstein gebaut, hat ein Schiefersatteldach mit leichten Aufschieblingen. Die Eingangstür befindet sich in der Fassade zur Straße hin. Die Fenster zeigen spitzbogige Öffnungen, mit graugestrichenen Steinrahmungen. Apsis blind, dreiseitig. Quadratisches Glockentürmchen mit schlankem schieferverkleidetem Turmhelm, leicht zur Eingangsfassade zurückstehend.

Da die Kapelle auf privatem Grund erbaut wurde, bemühte sich der Kirchenfabrikrat in den Jahren 1998/99 erfolgreich um Legalisierung dieser Situation, worüber Urkunden im Pfarrarchiv vorhanden sind. Demnach gehört die Kapelle nun rechtlich zur Kirchenfabrik Reuland.

Die Kapelle in Alster soll zwei aus Stahl geschmiedete Glocken im Jahre 1901 von Galhausen erhalten haben. Wahrscheinlich handelt es sich um eine kurzfristige Notlösung, denn das Glöcklein, das jetzt im Turm hängt, hat einen Durchmesser von 47 cm und eine Höhe von 40 cm. Am oberen Rand sind Rankenverzierungen, darunter steht zu lesen: GEGOSSEN VON DER FIRMA MABILON & CO IN SAARBURG 1901 - SANCTE DONATE ORA PRO NOBIS. (Hl. Donatus bitte für uns!) Außerdem ist auf der Glocke noch ein Kreuz abgebildet und ebenfalls der Blitze haltende hl. Donatus.

Im 2. Weltkrieg stand die Glocke im C-Verzeichnis der Abgabenliste mit folgender Bemerkung: "Kommt vorläufig nicht für die Ablieferung in Frage, - 25 kg." Sie wurde doch vom Schicksal ereilt und aus dem Turm geholt. Noch deutlich ist die in weißer Farbe aufgetragene Registriernummer der Glockensammmelstelle auf der Glocke sichtbar. Als der Turm verwaist war, rief eine kleine Hausglocke, die man vom Gut Koller ausgeliehen hatte, die Gläubigen zum Gebet. Bei der Lagerung in der Glockensammelstelle wurde der untere Rand leicht beschädigt, doch nach dem Krieg kehrte das Glöcklein wohlbehalten wieder heim. Im Volksmund heißt es, dass sie wegen ihrer kleinen Größe unter einer anderen Glocke versteckt gewesen wäre. So sei sie letztendlich vor dem Einschmelzen bewahrt geblieben.

Quellen:
1) Geschichtsverein „Zwischen Venn und Schneifel“, St. Vith (Hsg.): Kurt Fagnoul, Glocken aus Kirchen, Klöstern und Kapellen, St. Vith 1989, S. 30
.
2) Verwaltung der Deutschsprachigen Gemeinschaft: Denkmälerverzeichnis, 3. Burg-Reuland, 1988, S. 46.
3) Heinrich Neu / Reiners Heribert (Hsg.): Die Kunstdenkmäler von Eupen / Malmedy, Düsseldorf 1932, Nachdruck 1982, S. 193.



Am 22. Juni 2008 feierte Alster seine Kapelle

Fotonachtrag zur 101-Jahr-Feier



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Willkommen auf meiner Internet-Seite. Hoffe euch gefällt was ihr hier seht, freue mich daher über Lob, aber auch über Kritik. Dieser Internet-Auftritt des Pfarrverbands Büllingen soll vor allem informativ sein. Neues und Interessantes aus den 6 Pfarren unseres Pfarrverbands möchte ich hier veröffentlichen und selbstverständlich jeden Monat neu, den Pfarrbrief. Die Welt hört aber nicht am eigenen Tellerrand auf, deshalb schauen wir natürlich auch regelmäßig was in der weiten Welt passiert. Wenn es mir die Zeit erlaubt, möchte ich unter dem Titel "Wort Gottes für den Tag" täglich einen geistigen Impuls geben. Ich wünsche uns viel Vergnügen. Ihr Webmaster Pfarrer Ludwig Hilger